Die Kali und ihr Joghurt
Mein Papa hatte schon immer den Traum mit der Burg. Und weil ich mal genauso klug wie der Papa sein will, hab ich ihn gefragt, dass er mir das erklärt.
Da hat die Mama ein bisschen gekichert. Weil sie immer sagt, dass mein Papa so redet, dass ihn keiner versteht. Erst recht keine Kinder.
(Das ist jetzt nicht ganz nett von der Mama. Aber auch nicht ganz falsch.)
Da hat sich der Papa mit mir hingesetzt und mir fest ins Gesicht geschaut. Wie das Papas so machen, wenn sie dir was Wichtiges sagen wollen. Und da hab ich ihn auch ganz fest angeschaut. Weil ich ja einmal auch so klug wie er werden will und da muss man immer ganz fest zuhören.
Aber dann hat der Papa erst mal nix gesagt und dann länger überlegt.
Dann hat er was von der Kali und Ihren Joghurt erzählt, aber ich hab gar nix verstanden. Das hat der Papa dann auch gemerkt und dann wieder nix gesagt und noch mal länger überlegt.
„Alle Leute reden immer nur, was nicht in Ordnung ist. Und warum. Ich ja auch“, hat er dann gesagt.
Mein Papa hat nämlich auch so einen Substack im Internet, wo er über so Sachen schreibt. Vor allem über die diese Göttin Kali und warum der Joghurt heute schlecht ist.
(Ich bin ziemlich stolz, dass ich wenigstens das verstanden hab. Ich hab nämlich wegen der Kali rumgefragt und da hat mir die Oma mal gesagt, dass das eine indische Göttin ist. Und in Indien sind die Kühe heilig und wenn man die lange nicht melken darf, weil sie heilig sind, dann wird der Joghurt eben schnell schlecht. Vor allem weil es in Indien doch so warm ist.)
„Aber das ist einfach nicht genug“, hat der Papa gesagt. „Irgendwann musst du einfach versuchen, es selber besser zu machen. Und wo soll man anfangen, wenn nicht mit den eigenen Kindern?“
Dann hat er wieder geschwiegen.
„Es ist wie das, was Kafka mal gesagt hat. Man kann die anderen nicht widerlegen. Man muss sich selbst beweisen.“
Das hab aber auch nicht so viel besser verstanden. Darum hab ich Papa gefragt, ob er den Kafka mal zu uns einladen kann. Zum Kaffee oder so.
Da hat der Papa ein bisschen komisch geschaut. Die Mutti stand in der Tür und hat gekichert.
„Ist Kafka Türke?“, hab ich gefragt. Wegen dem komischen Namen halt.
Wieder hat die Mama leise gelacht. In dem Moment hat dann der Franz zum Schreien angefangen. Normalerweise kümmert sich dann immer die Mama um ihn, aber diesmal ist der Papa gleich losgesprungen und hat „Ich mache das“ gerufen.
Die Mama hat da noch breiter gegrinst und mich einfach so in den Arm genommen. Warum weiß ich nicht, aber umarmen mag ich eigentlich immer.
Am Schluss sind wir ja dann doch auf die Burg gezogen und gleich in der ersten Woche haben wir einen dicken, fetten Kater bekommen. Den hat die Mama dann Kafka getauft, sie hat keinen anderen Namen akzeptiert.
Beweisen kann ich natürlich nix. Aber Zufall ist das keiner.